BIM Camp, Interview

Ein BIM Camp für Architekt*innen? Warum es höchste Zeit dafür ist.

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Der Berliner Architekt Jörn Pötting und der AgenturCamp-Gründer Hans-Gerhard-Kühn sind zwei der drei Köpfe hinter BIM Camp, dem Treffpunkt für BIM-Weiterdenker*innen in Architektur- und Planungsbüros. Am 30. November feiert das neue Veranstaltungsformat Vorpremiere – mit dem halbtägigen Beta BIM Camp in den Design Offices am Leipziger Platz. Im Gespräch erläutern die beiden, warum Architekten und Planer in Deutschland genau jetzt ein BIM Camp brauchen.

Hans-Gerhard: Jörn, es gibt ja schon jede Menge Veranstaltungen für Architekten und Planer rund um das Thema BIM. Welchen Mehrwert bringt ein neues Angebot wie das BIM Camp?

Jörn: Das BIM Camp ist eine ideale Plattform für die aktuelle Situation in unserer Branche. Ich denke, es gibt einen Riesenbedarf, Erfahrungen auszutauschen und voneinander zu lernen – über den Einsatz neuer Technologien, aber vor allem auch über Führung, Organisation, Zusammenarbeit und vieles mehr. Nichts ist wertvoller als die praktischen Erfahrungen meiner Kolleginnen und Kollegen.

Hans-Gerhard: Wozu braucht es ein anderes Format als die schon bewährten Events?

Jörn: Bisherige Events gehen oft von Vorträgen zu bestimmten Schwerpunktthemen aus. Darüber hinaus gibt es natürlich viele Arbeitsgruppen für spezielle Themen. Die Möglichkeit auf einer Veranstaltung wie dem BIM Camp, mit 100-150 Kollegen aus anderen Büros an zwei Tagen aktuelle Themen zu besprechen, die von den Teilnehmern selbst kuratiert werden, ist jedoch einzigartig.

Hans-Gerhard: Das sehe ich genauso. Deshalb habe ich vor knapp drei Jahren Deutschlands erstes AgenturCamp in Leben gerufen habe, das sich an Inhaber und Geschäftsführer von Kommunikations- und Digitalagenturen richtet.

Jörn: Seitdem hast du 14 AgenturCamps durchgeführt. Und diese Erfolgsgeschichte ist sozusagen das Vorbild für das BIM Camp. Kannst du den Camp-Gedanken mal kurz erklären?

Hans-Gerhard: Gerne, das AgenturCamp und das BIM Camp basieren auf dem offenen Tagesformat „Barcamp“ oder „Unkonferenz“. Auf so einem Camp kann ich als Teilnehmer genau das einbringen, was mich an Themen bewegt. Ohne Agenda und Speaker. Diese „Agenda-freie Zone“ ist das genaue Gegenteil zu normalen Events mit Frontalbeschallung. Der Vorteil: Alle Teilnehmer legen morgens fest, welche Themen sie später gemeinsam in kleineren Gruppen bearbeiten wollen. Deine Anliegen werden damit Bestandteil eines vielfältigen Programms.

Jörn: Was ist für dich der Kern eines solchen Camps?

Hans-Gerhard: Das Camp stellt den Menschen einen Raum zu Verfügung, in dem sie alle ihre Fragen und Probleme, aber auch ihre erfolgreichen Lösungen platzieren können. Es ist ein Ort, an dem sie offen und ehrlich auch heikle und vertrauliche Themen diskutieren und sich austauschen können. Nach vielen besuchten Events mit Frontalbeschallung ist der Wunsch groß, auf die persönlichen Fragen Antworten zu bekommen.

Hans-Gerhard: Du hast ja auch schon einige Camps besucht. Was fasziniert dich daran?

Jörn: Ich finde die kollegiale lockere Atmosphäre spannend. Abseits von Titeln und Hierarchien können wir auf Augenhöhe Themen austauschen und gemeinsam über neue Dinge nachdenken. Ein Camp geht über zwei Tage und ganz besonders interessant ist jeder zweite Tag, da hier schon eine Gemeinschaft vorhanden ist.
Speziell bei den AgenturCamps habe ich wahrgenommen, wie intensiv sich Agenturen mit New Work, mit neuen Formen der Führung und Zusammenarbeit, mit Selbstorganisation, Agilität, Scrum, Kanban u. ä. auseinandersetzen.

Hans-Gerhard: Mich hat erstaunt, dass diese Themen für Architekten und Planer anscheinend keine große Bedeutung haben. Bei der Recherche im Netz und in Gesprächen mit Architekten kommen diese Themen fast gar nicht vor. Die Diskussionen, die ich bisher wahrgenommen habe, drehen sich um Technik, neue Baumaterialien, geänderte gesetzliche Bestimmungen, Projektsteuerung oder tolle Architektur. Wenn wir jetzt wieder auf BIM zurückkommen, habe ich den Eindruck, dass viele Architekten diese Methode lediglich als technische Herausforderung betrachten.

Jörn: Wir Ingenieure sind gewohnt, Probleme technisch zu lösen. Bei BIM geht es um Digitalisierung und um neue technische Lösungen. Das steht derzeit im Vordergrund.

Hans-Gerhard: Aus meiner Einschätzung wird BIM erhebliche Auswirkungen haben, die weit über die Technologie hinausgehen. Es geht um neue Formen der Kommunikation zwischen allen Beteiligten, um veränderte Prozesse, andere Formen der Führung und Zusammenarbeit in den Büros bis hin zu den Geschäftsmodellen.

Jörn: Ja genau! Kommunikation, Dialog, Austausch und Zusammenarbeit werden wesentliche Erfolgsfaktoren sein. Prozesse und Organisationen werden sich verändern. Und wir Architekten müssen uns viel mehr als bisher mit modernen Formen der Führung auseinandersetzen. Hier liegt ein wesentlicher Schlüssel, um qualifizierte Mitarbeiter zu finden und zu binden. Das alles ist ja der Grund für das Thema unseres Projektes BIM Camp.

Hans-Gerhard: Ja, das BIM Camp ist der Treffpunkt für BIM-Weiterdenker in Architektur- und Planungsbüros. Es ist die Branchenplattform für einen offenen professionellen Austausch und eine Inspirations- und Energiequelle für regelmäßige Standortbestimmungen.

Jörn: Am 30. November startet das BIM Camp Beta. Was sagst du, warum sollte man dabei sein?

Hans-Gerhard: Das Beta BIM Camp bietet die einmalige Gelegenheit, an einem halben Tag das Format kennenzulernen und persönlich zu erleben. Wir arbeiten an den konkreten Themen und Fragen der Teilnehmer, wie dies bei einem BIM Camp der Fall ist. Jeder Teilnehmer wird sehr viel für sich und sein Büro mitnehmen – Antworten auf brennende Fragen, neue Anregungen und praktische Beispiele und Ideen, wie andere BIM praktizieren bzw. weiterdenken. Das Beta BIM Camp wirkt garantiert lange weiter – und macht Lust auf mehr.